Am 25 – 29. September des Jahres 2019 (knapp Prä-COVID 2019) fand das 23. Philosophicum in Lech am Arlberg statt. Unter der Topik „Die Werte der Wenigen“ erfährt man das Folgende „Über Eliten wird wieder gesprochen. Spitzenpolitiker, Top-Manager, Meinungsführer und prominente Intellektuelle sehen sich einer scharfen Kritik ausgesetzt, die nicht wie in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von links, sondern Rechtspopulisten und Neokonservativen vorgetragen wird. Die Eliten so heißt es, agieren selbstgerecht und abgehoben, sie hätten den Kontakt zu den Sorgen und Nöten der Menschen verloren […] Wer aber sind diese Eliten?“
Eine nicht unberechtigte Frage in turbulenten Zeiten, aber wo „züchtet“ man die Eliten? Bis dato – an alt- oder junggedienten Institutionen genannt „Universitäten“.
Nur ein Beispiel – die Universität Graz brachte bis dato sechs Nobelpreisträger hervor. Gar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Schließlich waren all die ausgezeichneten klugen Köpfe noch in der K.u.K – Monarchie geboren. Deshalb hat die österreichische Regierung die Losung ausgerufen, zumindest „Eine“ sollte es unter die Top zehn der Welt schaffen.
Tja, nur gegen wen tritt man da eigentlich an? Nehmen wir die Universität Yale zum Beispiel. Ein ehemaliger Absolvent managt dort überaus erfolgreich das Stiftungsvermögen von mittlerweile 25 Milliarden Dollar. Das jährliche Budget beträgt rund 4.2 Milliarden (!) US, nur zum Vergleich – die Republik Österreich gab in der Rechnungsperiode 2019 – 2021 respektable 11 Milliarden € für seine öffentlichen Universitäten aus.
Ein akademisches Jahr kostet an der Yale – Universität: Studiengebühren 59.950, – $, Wohnen: 10.000, – $, plus etwas Kleinvieh, macht 81.575, – $.
Die Republik veranschlagt für einen Studenten grob 11.900,- € im Jahr. Die Vermutung liegt nahe, dass selbst dieser Betrag wahrlich nicht stimmen kann, da man den Aufwand der Universitätsklinken hinzuzählt. Kurzum – irgendwas ist faul im Staate Österreich oder zockt Yale nur seine Kunden ab, das wäre strengstens gesehen, gegen die klassische Markttheorie.
Was die Frage aufwirft, wieso und weshalb sollte man dermaßen viel Kohle in die Hand nehmen?
Was aufgrund der chronischen Unterfinanzierung bei uns stattfindet, geschieht in den Eliteanstalten weitestgehend freiwillig, man züchtet relative leicht handzuhabende Schafe, so der ehemalige Yale-Professor William Deresiewicz.
Seine Analyse fällt ernüchternd aus: „Da ist zum einen der irrwitzige Hürdenlauf, der nötig ist, damit der eigene Lebenslauf vor den Auswahlkomitees der Eliteuniversitäten Aussichten auf Erfolg hat: Er erfordert nicht nur gute Noten, sondern auch noch ein möglichst breites Repertoire an sogenannten „extracurricular activities“, also Engagement jenseits des Stundenplans. Durch dieses Auswahlsystem ist die Studentenschaft der Eliteunis relativ homogen; das macht es unwahrscheinlich, an der Universität Menschen aus völlig anderen Lebenslagen kennenzulernen. Und nicht zuletzt ist da das Campusleben, in einer Welt für sich, mit eigenen Läden, Restaurants, Sporteinrichtungen bis hin zur eigenen Polizei. Die Tage sind ausgefüllt mit Kursen, aber auch mit anderen Aktivitäten, die oft in strukturierten Programmen auf dem Campus stattfinden. Die Studenten leben in Gemeinschaftsunterkünften, in denen das Beobachten und Beobachtet-Werden Züge eines foucaultschen Panoptikums annehmen kann.“
Kurzum, die Kids wechseln nur ihre „gated community“, erschreckend, oder? Was den ehemaligen Sowjetbonzen ihre Mauer, so unseren „sozialistischen“ Kapitalisten deren finanziell hochangesetzten Ausschließungshürden, schließlich möchte man unbehelligt bleiben – Beim „Netzwerken.“
Was uns auf direkten Weg zur Frage führt – sollte sich Leistung tatsächlich lohnen?
Tja, schwierig zu beantworten, denn selbst die außerordentlich gut gefüllten Bankkonten der Hollywood Mums and Dads genügen kaum, um den eigenen Spross in jene lichten Höhen zu hieven.
Hierzu bedarf es der professionellen Hilfe eines marktorientierten „Bildungsconsultings“. Mit allerlei computergestützten Tricks mutiert jeder zum vielgesuchten „High-Potential“. Wie etwa Mc Glashan junior – „Er werde das Bild eines Kickers als Vorlage nehmen, es mit Photoshop-Software ein bisschen bearbeiten, am Ende werde es täuschend echt aussehen“.
Der einstige Basketballcoach einer Highschool kennt die Beraterbranche wie seine Westentasche – „Zum einen gebe es den Vordereingang, durch den könne gehen, wer durch Leistungen überzeuge. Zum anderen den Hintereingang, gedacht für Kinder von Leuten, die einem College sehr viel Geld spenden. […] Was er benutze, sei die Seitentür, zehnmal billiger als der Hintereingang.“
Was uns indirekt zu der Conclusio führt, selbst unsere „Eliten“ sind Mängelwesen voller Stärken und Schwächen.